"Meine Eltern sind getrennt"
Von: Claudia Caglayan
Mit Spaß und Freude am Leben teilhaben: Blick in die Trennungs-Kinder-Gruppe der Eltern- und Jugendberatung StadtmitteCaritasverband Frankfurt e. V.
Seit vielen Jahren ist das Thema Trennung und Scheidung ein Schwerpunkt der Eltern- und Jugendberatung (EB) Stadtmitte. Das breite Spektrum von Hilfsangeboten, das sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, ist ein Spiegelbild der komplexen Notlagen, die bei Trennung und Scheidung entstehen können. Ein Angebot ist die Trennungs-Kinder-Gruppe für Kinder von sechs bis zehn Jahren
"Meine Eltern sind getrennt, ich wohne bei meiner Mama und sehe meinen Papa alle 14 Tage am Wochenende." So beginnt die Vorstellungsrunde, wenn ein neues Kind in die Gruppe kommt. Das Reden über die eigene Lebenssituation verdeutlicht den Kindern, dass die anderen in ähnlichen Situationen leben - mal besser, mal schlechter - und macht die Trennung der Eltern erträglicher.
SymbolbildDCV/ Margit Wild
Zu Beginn der Treffen lesen wir eine Geschichte, die immer mit der Trennungssituation zu tun hat, sie regt zum Nachdenken, Nachfragen und zum Austausch an. Das anschließende Spiel lädt die Kinder ein, mit Spaß und Freude am Leben teilzuhaben, auch wenn die momentane Familiensituation schwierig ist. Beim anschließenden gemeinsamen Essen können alle etwas plaudern, necken, Freundschaften schließen und erfahren, dass wir Erwachsenen es schön finden, dass die Kinder da sind. Sie spüren lassen, dass sie gemocht und versorgt werden. Als Abschlussritual verwurzeln wir uns in der Erde und erfahren, dass wir stark genug sind, das Leben zu meistern und Rückhalt zu finden in der Gruppe. "Allein wie ein Baum - stark wie ein Wald!"
Aktuell gibt es eine Gruppe mit Kindern im Grundschulalter, die sich wöchentlich trifft. Die Dauer der Teilnahme ist auf ein Jahr begrenzt, damit Platz für neue Kinder geschaffen werden kann. Geschwisterkinder werden wegen Rivalität und Eifersucht nicht in der gleichen Gruppe aufgenommen. Großen Bedarf gäbe es auch für Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren.
Geschrieben von Eltern für ihre Kinder: Beispiel für eine Trennungsgeschichte
Es waren einmal der Paul und die Lisa. Sie lernten sich beim Tanzen kennen. Paul ver-liebte sich in Lisas Augen, die wie Sterne strahlten. Lisa liebte Pauls Hände, die so überaus vertrauensvoll und zupackend wirkten. Sie trafen sich oft im Park, im Kino und dann zu Hause. Und die Liebe wurde größer und dann bekamen sie ein Kind. Paul war bei der Geburt dabei und schnitt die Nabelschnur durch und er heulte Rotz und Wasser als er seine Marie in den Armen hielt.
Zu Hause war es nicht so leicht. Paul arbeitete viel, weil er Sicherheit für seine Familie wollte. Lisa kümmerte sich um Kind und Haus. Und sie wollte, dass Paul sie fragte und mit ihr redete, wenn er von der Arbeit heimkam. Und Paul war müde und wollte mas-siert werden und Anerkennung dafür, dass er so schwer arbeitete.
Sie konnten nicht gut miteinander reden und so entstand Streit. Und der wurde größer und irgendwann konnten sie sich nicht mehr vertragen. Und dann trennten sie sich. Und ihr Herz blutete. Und beide liebten Marie. Und so beschlossen sie, sich gemeinsam um Marie zu kümmern. Und Marie lebte eine Woche bei Papa und eine Woche bei Mama. Und Papa sagte ihr: "Obwohl ich mit Mama so zerstritten bin, dass ich mich gerade nicht vertragen kann, bin ich so unendlich froh, dass es dich gibt. Und du kannst mich immer um Hilfe bitten und mir alles sagen, was du willst. Und ich bin sicher, Mama und ich werden irgendwann gemeinsam deine Hochzeit ausrichten und Mama wird den Strauß binden und ich die Hochzeitsrede halten".
Claudia Caglayan ist stellvertretende Leiterin der Eltern- und Jugendberatung Stadtmitte.