Trotz Lockdown: Mit kreativen Lösungen weiterhin für die Menschen da
Im Lockdown musste auch das Secondhand-Kaufhaus schließen. Gibt es trotzdem eine Möglichkeit, wie sich Menschen, die dringend etwas benötigen, an Sie wenden können?
Ja, die gibt es. Aktuell müssen wir uns zwar auf kontaktlose Übergaben beschränken. Deshalb haben wir einen Telefon- bzw. Fensterverkauf eingerichtet. Das funktioniert bisher sehr gut. In der Zeit von 9:00 bis 17:15 Uhr können Kund*innen bei uns anrufen und ihren Bedarf mitteilen. Oder Sie kommen direkt an die Ladentür und teilen mit, was sie benötigen. Wir suchen dann die entsprechende Kleidung oder Haushaltsartikel heraus und übergeben die Sachen an der Tür.
Gibt es denn derzeit viel Bedarf?
Schon, wir sehen, wie wichtig es ist, unser Angebot auch während des Lockdowns aufrechtzuerhalten und für die Menschen da zu sein. Meine Mitarbeiterinnen und ich freuen uns, wenn wir direkt helfen können. Wir erleben jeden Tag, wie sinnvoll und notwendig unsere Arbeit ist und erfahren viel Dankbarkeit. Wir sind ansprechbar und weiterhin für die Menschen da, in einer Zeit, wo andere Anlaufstellen schwer zu erreichen sind.
Wer wendet sich an das Sozialkaufhaus?
Unsere Kund*innen sind in der Regel Frankfurt-Pass-Besitzer*innen. Die meisten kommen aus den Stadtteilen Unterliederbach, Sossenheim und Höchst. Viele leben in prekären Verhältnissen. Wir haben den Eindruck, das wird durch die Pandemie noch verstärkt. Unsere Kundschaft hat nicht die Möglichkeit und die finanziellen Mittel, mal eben auf Online-Shopping umzusteigen.
Außerdem stehen wir in engem Kontakt mit weiteren Einrichtungen, wie beispielsweise der Schwangerenberatung in Höchst, den Hilfenetzen oder den Caritas-Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Die melden sich bei uns, wenn dringend etwas gebraucht wird. So konnten wir beispielsweise einem geflüchteten Jugendlichen, der in Unterliederbach in der Einrichtung angekommen ist, schnell mit Kleidung und einer Erstausstattung helfen.
Wie sieht es derzeit mit Spenden aus? Nehmen sie die im Moment auch an?
Ja, wir nehmen auch Spenden an. Die Spender*innen müssen vorab telefonisch einen Termin vereinbaren und können uns dann Kleidung bis maximal Kofferraummenge abgeben. Wir sind sehr froh und vor allem dankbar, dass wir weiterhin auf die Unterstützung unserer Spender*innen bauen können. Darunter viele, die uns bereits seit Jahren unterstützen. Sie reagieren mit viel Verständnis auf die veränderten und komplizierteren Abläufe, das ist nicht selbstverständlich. Wir sind dankbar über jede Spende.
Trotzdem kann es vorkommen, dass wir darum bitten müssen, zu einem späteren Zeitpunkt zu spenden, weil unsere Lagerkapazitäten begrenzt sind. Der Bedarf ist nach wie vor da, aber im Moment ist es doch etwas weniger wie in normalen Zeiten, wenn die Menschen in den Laden kommen können.
Aber Priorität hat derzeit der Gesundheitsschutz. Wir versuchen, persönliche Kontakte wo immer möglich zu reduzieren und sind froh, dass das auf großes Verständnis stößt und wir eine gute Alternative gefunden haben.