„Wir lassen uns immer etwas einfallen, um alle aufzumuntern“
Wenn Elzbieta Palmowska morgens zu den Bewohner*innen kommt, kann es passieren, dass sie rhythmisch im Takt mit der Musik, die durch das Haus tönt, mitschwingt. Mit ihrer Kollegin Iwona Breitenbach kümmert sie sich um die Senior*innen und sorgt dafür, dass es ihnen psychisch an nichts fehlt: "Während des Besuchsverbots haben wir mit vielen Ideen versucht, den fehlenden Kontakt zur Familie oder Freunden auszugleichen. Alle machen mit - ob Verwaltung, Küche, Pflege, Betreuung oder sogar die für ein paar Wochen unterstützenden Soldaten - irgendwie ergibt sich immer spontan etwas, um die Bewohner*innen zu beschäftigen."
Offener Charakter über das große Foyer
Betretungsverbot, Kontaktverbot, Ausgehverbot… mit Corona kamen viele Verzichte. Für die beiden Betreuungskräfte war dies nur eine weitere Herausforderung unter vielen, die sie im normalen Alltag auch bewältigen. "Unser Haus ist normalerweise immer offen. Die Bewohner*innen tauschen sich aus, treffen sich und leben miteinander. Seit Corona muss jeder Wohnbereich für sich bleiben. Jetzt führen wir Aktivitäten durch, an denen alle gleichzeitig von ihrem Wohnbereich aus über das offene Foyer teilnehmen können", erzählt Iwona Breitenbach. Die besondere Architektur des Hauses mit einem großen Atrium im Erdgeschoss und dem Foyer, das zu allen Wohnbereichen offen ist, ermöglicht es, gemeinsam und doch räumlich getrennt zu sein. "Beispielsweise spielen wir täglich eine Lieblings-CD eines*r Bewohner*in. Manche finden den Musikgeschmack des*der anderen nicht so toll. Aber die Mehrheit freut sich immer über die musikalische Unterhaltung. Da wippt dann auch schon mal jemand aus dem Rollstuhl heraus zu Rock’n Roll mit. Zudem hat ein Kollege irgendwann damit angefangen, gymnastische Übungen vorzuturnen. Mittlerweile machen da viele mit."
Überforderung und gute Laune gehen Hand in Hand
Es gibt auch schwierige Momente, die gemeinsam durchlaufen werden. Umso länger die Pandemie anhielt, umso stärker war die Belastung für Senior*innen und Mitarbeitende zu spüren. "Die Bewohner*innen haben zu uns einen stärkeren Bezug als vorher, weil wir die Einzigen sind, die immer da waren. Manchmal sehen sie keinen Sinn mehr im Leben vor lauter Trauer, aufgrund der Abwesenheit ihrer Familie. Da wird man plötzlich zum einzigen Sinn des Lebens."
Frau Breitenbach blickt auch auf Situationen zurück, in denen Gutes und Unangenehmes ineinander übergehen. "Ich freue mich darüber, dass wir mittlerweile digital ausgestattet sind. Manchmal können wir einer Tochter, die weit weg wohnt, eine Freude damit machen, wenn sie über das Tablet ihrer demenziell erkrankten Mutter beim Putzen zuschauen kann - ihre Mutter putzt so gerne ihr Zimmer. Wir haben das Tablet aber auch schon eingesetzt, um dem Sohn eines im Sterben liegenden Bewohners zu ermöglichen, sich von seinem Vater zu verabschieden. Das Wichtigste für mich ist, dass wir trotz Kontaktverboten zwischen den Menschen ein bisschen Nähe herstellen konnten."
Iwona Breitenbach und Elzbieta Palmowska sind Betreuungsmitarbeiterinnen im Altenzentraum Santa Teresa in Frankfurt-Hausen. Das Pflegeheim hat 114 Pflegeplätze. Im angegliederten Wohnhaus für Senior*innen stehen 38 Ein- und Zweizimmerwohnungen und ein ambulanter Pflegedienst zur Verfügung. In Santa Teresa arbeiten über 100 Menschen in Pflege, Betreuung und Sozialdienst, Küche, Hauswirtschaft und Haustechnik, Verwaltung und Leitung.