11. Hessischer Präventionspreis: Projekt von Caritas und Moscheeverein gewinnt 2. Preis
2. Preis des Hessischen Präventionspreises für das Projekt „Prävention von Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der Ehre“ - Dr. Piret Jürgenson (r.) mit Workshop-Teilnehmern.Hessisches Ministerium der Justiz
Mit der Auszeichnung werden alle zwei Jahre kriminalpräventive Projekte in Hessen unterstützt, die Vorbildfunktion besitzen und von Präventionsgremien zur Bewältigung bei übereinstimmenden Problemlagen übernommen werden können.
"Wir freuen uns sehr über den Hessischen Präventionspreis und die damit verbundene Anerkennung unserer Arbeit. Es ist für uns eine tolle Bestätigung, aber auch eine Bestärkung, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Dr. Piret Jürgenson, im Caritasverband Frankfurt verantwortlich für das Projekt. Übergeben wurde die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnungen durch den Vorstands-vorsitzenden der Sparda-Bank Hessen eG, Markus Müller, und Justizstaatssekretär Thomas Metz. "Das Preisgeld hilft uns dabei, das Projekt fortzusetzen und weiterzuentwickeln", so Jürgenson.
Dem Präventionsgedanken Raum geben
Seit 2013 führt der Jugendmigrationsdienst Präventionsveranstaltungen an Frankfurter Schulen für Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 18 Jahren durch. Dabei arbeiten der Jugendmigrationsdienst der Caritas sowie die Frauenorganisation des Moscheevereins Ahmadiyya Muslim Jamaat e. V. Hand in Hand. Ziel des Projekts ist es, über Zwangsverheiratung und ehrbezogene Gewalt aufzuklären, zu sensibilisieren und Lösungswege bei einer geplanten Zwangsverheiratung aufzuzeigen. So sollen ein Umdenken und Veränderungsprozesse in Gang gesetzt werden, um der Unterdrückung von Frauen und Männern in patriarchalen Strukturen argumentativ etwas entgegenzusetzen und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, traditionell vorgegebene Geschlechterrollen in Frage zu stellen. In vierstündigen Workshops werden mit Übungen und Rollen-spielen Themen wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, Ehre, arrangierte Ehen, Kopftuchtragen und das "Behüten" der Schwester, in den Fokus genommen. "Uns ist bewusst, dass wir in vier Schulstunden keine verfestigten Strukturen aufbrechen und seit Generationen tradierte Werte umdeuten können. Was wir erreichen können: zum Denken und Fühlen anregen", erklärte Piret Jürgenson. "Unter solchen Rollenbildern leiden nicht nur Mädchen. Auch Jungen stehen unter großem Druck." Entsprechend sei sie sehr stolz darauf, dass zur Preisverleihung nicht nur die Projektverantwortlichen, sondern auch Workshop-Teilnehmer der Wilhelm-Merton-Schule gekommen waren.
Die Projektidee entstand bereits 2010 in einem Caritas-internen Arbeitskreis. Nach verschiedenen Fortbildungen zum Thema, entwickelten die Teilnehmer erste Handlungsleitlinien im Falle einer Zwangsverheiratung. Um dem Präventionsgedanken mehr Raum zu geben, erarbeitete der Jugendmigrationsdienst der Caritas gemeinsam mit dem Moscheeverein ab Frühjahr 2012 ein Konzept für die Präventionsveranstaltungen mit Jugendlichen.
"Prävention ist ein wichtiger Beitrag sowohl zur Bekämpfung der Kriminalität als auch zur Stärkung von Eigenverantwortung und Gemeinsinn. Der diesjährige Wettbewerb zeigt erneut, dass Hessen hier hervorragend aufgestellt ist", erklärte Justizstaatssekretär Thomas Metz anlässlich der Vergabe des 11. Hessischen Präventionspreises am 19. September in Wiesbaden. Er würdigte die besondere Qualität und Fantasie der 23 kriminalpräventiven Projekte, welche am diesjährigen Wettbewerb teilgenommen haben und verwies auf die Breite der präventiven Überlegungen. "Ihr Einsatz in der Präventionsarbeit und Ihr ehrenamtliches Engagement kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Sie alle tragen dazu bei, dass der ohnehin schon sehr hohe Standard der hessischen Präventionsarbeit immer noch weiter erhöht werden kann. Hierfür möchte ich Ihnen meinen ganz herzlichen Dank aussprechen", betonte der Staatssekretär abschließend.
Der Hessische Präventionspreis
Mit dem Hessischen Präventionspreis, welcher vom Landespräventionsrat vergeben wird, sollen kriminalpräventive Projekte in Hessen unterstützt werden, die Vorbildfunktion besitzen und von Präventionsgremien zur Bewältigung bei übereinstimmenden Problemlagen übernommen werden können. In diesem Jahr hat die Sparda-Bank Hessen eG das Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro zur Verfügung gestellt. In der Vergangenheit konnte insbesondere durch die öffentliche Vergabe des Präventionspreises eine Aufmerksamkeit für die sinnvollen Projekte, aber auch für die vorbildliche ehrenamtliche Tätigkeit vieler Projektbetreiber erreicht werden. Aus diesem Grund wurde auch immer versucht, das Preisgeld auf mehrere Projekte zu verteilen, um auf diese Weise sowohl die Breite des präventiven Handelns als auch die vielfältige ehrenamtliche Tätigkeit aufzeigen zu können.
Weitere Informationen und die übrigen Preisträger finden Sie hier.