„Von der Koordinatorin zum Rundumservice“
Ursula Hoffmann leitet die Hilfenetze, ein Kooperationsprojekt von evangelischen und katholischen Kirchengemeinden und dem Caritasverband Frankfurt. Das Projekt vermittelt Helfer*innen in Haushalt und für den Alltag, schafft wohnortnahe Beschäftigungsmöglichkeiten und fördert die Begegnungen im Stadtteil.Sophie Schüler
"Der Informationsfluss funktioniert nicht mehr wie früher," sagt Ursula Hoffmann. "Wichtige Informationen kommen mit Verzögerung bei mir und meinem Team an. Ich bekomme z. B. nicht mehr so schnell mit, wenn eine Person nicht mehr besucht werden kann und jemand Neues gefunden werden muss." Das liegt auch an den sich dynamisch gestaltenden Rahmenbedingungen - wo so viele verschiedene Akteure involviert sind, kann man sich nicht innerhalb von ein paar Monaten komplett "anders" organisieren.
"Ich sehe meine Aufgabe mittlerweile stark in der Vermittlung von Informationen, der Suche nach Kompromissen und der Umsetzung bürokratischer Richtlinien. Wer kann wo getestet werden, wie lassen sich die Vorgaben des Gesundheitsamtes während der Betreuung von älteren Menschen umsetzen, ohne den Menschen und seine Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren. Für mich verschieben sich seit Corona komplett meine Aufgabengebiete. Meine Tätigkeiten liegen viel stärker darin, zu vermitteln, wo sich normalerweise Hilfenetze, Helfer*innen oder Betreuer*innen selbst treffen und austauschen", betont Hoffmann.
Pandemieplan sieht nur das Nötigste vor
Hierzu gehört auch eine ordentliche Portion Frustrationsmanagement. Obwohl das Angebot der Hilfenetze keine Pflege umfasst, gehört dies bei der Betreuung von Senior*innen doch immer auch dazu. "Wenn wir ältere Menschen beim Einkaufen betreuen, ist klar, dass sie vorher von uns frisiert werden oder wir beim Anziehen helfen. Die Abstandsregeln erlauben das offiziell nicht mehr. Das frustriert nicht nur die hilfsbedürftige Person, sondern auch die Vermittler*innen und Betreuer*innen", erzählt Frau Hoffmann. "Für mich ist das nicht immer einfach: Auf der einen Seite steht das psychische Wohlergehen der Menschen im Vordergrund, auf der anderen Seite stehen Gesetzgebende, um klare Regeln zu Pandemieplänen, Abstandsregeln und Lockdown-Vorschriften zu definieren."
Spagat zwischen realen Bedürfnissen und gesetzlichen Regeln
Wenn also mal wieder ein neuer Pandemieplan auswendiggelernt und dokumentiert werden muss, damit alle Mitarbeitende über die neuen Regeln informiert werden, dann übt Frau Hoffmann den Spagat zwischen dem realen Bedürfnis der Mitarbeiter*innen und der Klientel und den Regeln, die vermittelt und eingehalten werden müssen.
Pflege persönlicher Kontakte, Austausch und Ansprache für Mitarbeitende liegen nun in ihrer Hand. Man könnte sagen, wie ein "Rundumservice", bei dem die Fäden zusammengehalten werden, Bürokratie nicht frustrierend sein muss und für einen kurzen Moment das Zwischenmenschliche wieder seinen gebührenden Platz bekommt.
Ursula Hoffmann leitet die Hilfenetze, ein Kooperationsprojekt von evangelischen und katholischen Kirchengemeinden und dem Caritasverband Frankfurt. Das Projekt vermittelt Helfer*innen in Haushalt und für den Alltag, schafft wohnortnahe Beschäftigungsmöglichkeiten und fördert die Begegnungen im Stadtteil. In den beteiligten Kirchengemeinden sind jeweils Vermittlungsstellen eingerichtet, an die sich Hilfesuchende, Helferinnen und Helfer wenden können. Die Vermittlung erfolgt durch geschulte Ehrenamtliche, die mit den Strukturen in den jeweiligen Stadtteilen vertraut sind.