Der Not den Zahn ziehen
Erkrankungen an Zahnfleisch und Zähnen können einen großen Einfluss auf die Allgemeingesundheit haben. Doch gerade wohnungs- und obdachlosen Menschen fehlt häufig der Zugang zu regelmäßiger zahnmedizinischer Versorgung. Eine kleine Spende kann jedoch den Anfang machen - so wie in der Elisabeth-Straßenambulanz (ESA): Seit neun Jahren gibt es hier auch eine zahnmedizinische Praxis.
Im Herbst 2009 klopfte die Frankfurter Zahnärztin Dr. dent. Agnes d’Albon an die Pforte des Kapuzinerklosters am Frankfurter Liebfrauenberg, um 20 Euro für die Obdachlosen in der Umgebung zu spenden. Als Bruder Wendelin erfuhr, dass d’Albon Zahnärztin ist, stellte er den Kontakt zu Sr. Dr. Maria Goetzens her, Leiterin der Elisabeth-Straßenambulanz. Damit beginnt die Erfolgsgeschichte der zahnmedizinischen Versorgung in der ESA.
Was klein begann
Ein Jahr später öffnete in der ESA die erste offiziell zugelassene Zahnarztpraxis für Bedürftige: Zunächst wurde ein kleiner Raum eingerichtet, in dem nur ein Behandlungsstuhl Platz fand. Auch mussten die ehrenamtlich tätigen Zahnärzte noch ihre sterilen Utensilien selbst mitbringen. Inzwischen verfügt die ESA jedoch über alle Geräte und Instrumente, die für eine zugelassene Zahnarztpraxis erforderlich sind. Mit der Zeit stieg auch die Zahl der behandelnden Zahnärzte auf 20 an. Unterstützt werden sie von zahnmedizinischen Fachangestellten, deren Einstellung zwei Jahre nach der Eröffnung durch Spenden möglich wurde.
Wie groß der Bedarf nach einer zahnärztlichen Behandlung ist, zeigt ein Blick in den letzten Jahresbericht der ESA. Allein 2017 wurden 690 zahnmedizinische Behandlungen durchgeführt, darunter:
- 119 Füllungen
- 115 Befunderhebungen
- 112 Röntgenaufnahmen
- 100 chirurgische Eingriffe
- 35 Notfallbehandlungen
- 20 Zahnprothesen
Die Jahresberichte zeigen auch, dass die Zahl derjenigen, die eine zahnmedizinische Versorgung benötigen, immer mehr ansteigt. Da viele der Patienten nicht im gesundheitlichen Regelsystem sind und damit über keine Krankenversicherung verfügen, werden die Kosten aus Spenden gedeckt. Um die zur Verfügung stehenden Mittel optimal ausnutzen zu können, erfolgt die Auswahl der Patienten anhand einer Warteliste, die Faktoren wie Dringlichkeit oder voraussichtlichen Behandlungserfolg berücksichtigt.
Um Patienten eine zahnmedizinische Behandlung zu ermöglichen, ist die ESA auch weiterhin auf Spenden angewiesen.