"Kinder sind das Verbindungselement zwischen den Nationen"
Der Ukraine-Krieg hat erstmal vieles in unser Einrichtung durcheinandergewirbelt."
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen Unternehmungen, die die Gemeinschaft stärken, so gut wie gar nicht möglich waren, hatte das Team Anfang des Jahres auf mehr Normalität gehofft. Dann begann im Februar der Krieg in der Ukraine, der durch die große Zahl Geflüchteter die Einrichtung vor neue Herausforderungen stellte.
2021 lebten durchschnittlich 260 Personen in der Großunterkunft, Ende März waren es knapp 450. Bis zum Aufbau der entsprechenden Infrastruktur für die geflüchteten Ukrainer*innen zur Unterbringung durch die Stadt kamen diese in einer Halle in der Gemeinschaftsunterkunft unter. "Als die Ukrainer*innen kamen, wussten wir manchmal nicht mehr, wer hier morgens da ist und wer nicht. Es kamen nachts 50 Menschen und 30 waren schon wieder weitergereist. Der März war ein spannungsreicher Monat." Inzwischen ist wieder mehr Normalität eingekehrt. Aktuell leben ca. 160 Ukrainer*innen mit Familienangehörigen in der Einrichtung. Sie sind der Stadt zugewiesen, d. h. sie sind angemeldet und registriert und bleiben in Frankfurt.
"Wir stehen für eine konsequente Gleichbehandlung aller Bewohner*innen."
Die Welle der Hilfsbereitschaft nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine war riesengroß. Das war auch in der Unterkunft der Caritas zu spüren - ob mit kollegialer Unterstützung, ehrenamtlichem Engagement, Sachspenden oder Wohnungsangeboten. Auch Bewohner*innen der Gemeinschaftsunterkunft packten tatkräftig mit an, als Hilfe bei der Einrichtung einer Notunterkunft in unmittelbarer Nachbarschaft benötigt wurde. Schließlich hatten sie selbst erlebt, was Flucht bedeutet und wie wichtig ein gutes und herzliches Ankommen ist. Eineinhalb Jahre bleiben die Menschen durchschnittlich in der Einrichtung, bis sie eine bessere Bleibe oder eine eigene Wohnung finden. "Die Stadt schaut schon, wenn es neue Wohnungen gibt, dass Familien, die schon länger in den Unterkünften wohnen, dann auch eine Wohnung bekommen. Unsere Unterkunft gehört in Frankfurt zu einer, die eher schlecht ausgestattet ist. Wir haben eine Halle als Notunterkunft und Zimmer, wir haben Gemeinschaftsbäder, Gemeinschaftsräume. Neuere Unterkünfte sind besser ausgestattet", betont Andrea Heymann. Die Stadt bemüht sich aber um eine Gleichbehandlung aller Geflüchteten. Gleichzeitig muss sie aufgrund der Wohnungsknappheit Angebote annehmen, auch wenn sie nur für eine bestimmte Zielgruppe, z.B. Geschlecht oder Herkunftsland, zur Verfügung gestellt werden. "Wir setzen uns für eine konsequente Gleichbehandlung aller unserer Bewohner*innen ein. Auch Spenden halten wir nicht exklusiv einer Zielgruppe vor, sondern wir verteilen diese auf das ganze Haus", so Heymann.
"Kinder sind das Verbindungselement zwischen den Nationen."
"Jede neue Gruppe, die ins Haus kommt, wird zunächst beäugt, das ist auch normal", so Andrea Heymann. In der ersten Zeit nach Ankunft der Ukrainer*innen gab es kaum Berührungspunkte zu den Bewohner*innen, die schon länger in der Unterkunft leben. Zum einen liegt das an der Unterbringungssituation innerhalb der Liegenschaft, aber natürlich spielen die sprachlichen Barrieren eine Rolle. Mit Ankunft der Menschen aus der Ukraine hat sich das Geschlechterverhältnis in der Einrichtung verschoben: Lebten bisher deutlich mehr Männer in der Unterkunft, sind es jetzt etwa gleich viele Frauen wie Männer. Auch der Anteil der Kinder hat sich nochmal erhöht. Sie sind es auch, die im Hof gemeinsam spielen und hierüber Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen und Nationalitäten schaffen.
"Das Team stellt sich immer wieder auf Neues ein."
"Trotz Herausforderungen, wie Corona und dem Krieg in der Ukraine, gelingt es den Kolleg*innen täglich aufs Neue, einen Einrichtungsalltag zu schaffen, der allen Bewohner*innen einen guten Start in Frankfurt ermöglicht", so die Einrichtungsleiterin. Eine wichtige Säule sind zudem die Ehrenamtlichen. "Viele Angebote konnten während der Pandemie dank der ehrenamtlich Engagierten erhalten werden. Der Ehrenamtskoordinatorin im Haus ist es durch neue Formate, wie z. B. Patenschaftsprojekte, geglückt, Ehrenamtliche und Bewohner*innen zusammenzubringen.