Der gesellschaftspolitische Blick
Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Eines der Caritas-Schwerpunktthemen transportiert viele Dimensionen:
➜ ein Grundbedürfnis jedes Individuums nach Ruhe, Selbstbestimmung, Rückzugsmöglichkeit;
➜ den Anspruch einer Gesellschaft in einem Sozialstaat;
➜ Vielfalt und Diversität, die sich durch die Gestaltung eines Zuhauses ausdrücken;
➜ unterschiedliche Bedarfe und Bedürfnisse für jeden Menschen;
➜ Was versteht jeder Einzelne unter einem Zuhause?
Aus welcher Perspektive lesen Sie diesen Text?
Sind Sie Mieter*in oder Hauseigentümer*in, Nachbar*in, Vermieter*in oder Wohnungssuchende*r? Wie beschäftigt oder beeinträchtigt Sie das Thema Wohnraum?
Für viele Menschen, die die Caritas-Beratungsdienste und Einrichtungen aufsuchen, geht es nicht um die Frage, wie sie wohnen wollen, sondern ob überhaupt Wohnraum erreich- und bezahlbar ist. Bezahlbarer und ausreichend Wohnraum ist die entscheidende Grundlage für die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Übergangslösungen (wie z. B. Gemeinschaftsunterkünfte, Wohnheime oder vorübergehende Wohnangebote) sind aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum entstanden und sollen vorübergehend die Not lindern. Doch mittlerweile liegen zwischen der Feststellung einer Anspruchsberechtigung auf eine öffentlich geförderte Wohnung und dem tatsächlichen Erhalt nicht nur viele Monate, sondern Jahre. Die dadurch verfestigten Problemlagen lassen sich nicht immer allein durch eigenen Wohnraum lösen. Weiterführende begleitende Hilfen sind notwendig. Diese können umso mehr gelingen, wenn die Menschen individuelle Rückzugsmöglichkeiten haben.
Sozialpolitisches Ziel muss sein, dass ausreichend bezahlbarer und sozial geförderter Wohnraum zur Verfügung steht, damit sich diese Problemlagen erst gar nicht verfestigen.
Wohnen als Menschenrecht.
Was wäre gewesen, wenn Herr Baktash zeitnah nach seiner Trennung wieder eine eigene
Wohnung gefunden hätte? Wären seine Probleme kleiner oder größer geworden? Was hätte sich für
Herrn Baktash verändert? Hätte er eine Wohnung, würde sich sein Leben vielleicht von heute auf morgen ändern? Wäre sein sozialer Abstieg nicht so tief ausgefallen? Wäre er früher aufgefangen
worden?