Neues aus der Schule am Vincenzhaus
Stars der Manege - Miteinander inklusiv erfolgreich
Die Idee zu einem Kooperationsprojekt der Schule am Vincenzhaus und des Konrad-von-Preysing-Hauses, entstand nach einer Zirkusaufführung der Schüler/-innen der Schule am Vincenzhaus bei der Bewohner/-innen des Konrad-von-Preysing-Hauses unter den Zuschauern waren.
Erwachsene Menschen mit Behinderung aus dem Konrad-von-Preysing-Haus und Schüler/-innen mit besonderem Förderbedarf aus der Schule am Vincenzhaus waren beim Kooperationsprojekt eingeladen, sich kennenzulernen und miteinander ein Zirkusprogramm einzustudieren. Für die professionelle Anleitung und Begleitung konnten die Zirkuspädagogen Hagen Büchner und Daniel de Groot von "Rolls Toys" gewonnen werden.
Die Manege wurde am 18. März 2015 an einem Kennenlern-Abend im Konrad-von-Preysing-Haus (KPH) frei gegeben. In Windeseile wirbelten Tücher und Teller durch die Luft. Kennenlern-Spiele und ein gemeinsames Abendessen rundeten den Abend ab.
Ein herzliches Wiedersehen gab es dann während einer Projektwoche im Westerwald. Daniel de Groot und Hagen Büchner leiteten den Workshop vom 17. bis 21. April 2015. Sie wurden durch pädagogische Fachkräfte der beiden Einrichtungen unterstützt. Insgesamt nahmen sechs behinderte Erwachsene und sechs Schüler/-innen an der Freizeit teil.
Die Gruppe wuchs schnell, unkompliziert und völlig frei von Vorurteilen und ohne jede Berührungsangst zusammen. Am Ende des Workshops gab es einen tränenreichen Abschied und den Schwur, sich bald wiederzusehen.
Nach einem Probentag am 27. Juni 2015, an dem sich die Gruppe im KPH wiedertraf, fieberten die Artisten ihrem ersten Auftritt anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Schule am Vincenzhaus am 30. Juni 2015 entgegen.
Pyramiden entstanden, es wurde jongliert und balanciert. Die Mutigsten stellten und legten sich auf ein Nagelbrett oder standen auf Glasscherben. Langanhaltender Applaus des Publikums und eine spektakuläre Zugabe mit "frei schwebenden" Leitern schweißte die Artisten noch weiter zusammen. Eine zweite Aufführung für die "Schulgemeinde" rundete den Tag im Vincenzhaus ab.
Alle 12 Artisten und der Zirkusdirektor waren zu einer großen Gemeinschaft zusammengewachsen und fielen sich am 14. November.2015 beim nächsten Probentag erneut in die Arme. Begeistert wurde davon erzählt, was in den vergangenen Monaten erlebt worden war, Plätze wurden beim Mittagessen reserviert und gegenseitig freigehalten und das Zirkusprogramm wurde erneut aufgefrischt.
Am 16. November fand im Rahmen des Elisabethfestes, des Mitarbeiterfestes für die Beschäftigten des Caritasverbandes, der aufwändigste Auftritt auf einer großen Bühne vor ca. 500 Menschen statt. Die Aufregung war groß. Es folgte ein fulminanter Auftritt, der mit Standing ovations honoriert wurde. Glücklich und stolz auf die eigene Leistung verbeugten sich die Akteure und verabschiedeten sich vom Fest.
Einen letzten Auftritt gab es wenige Wochen später anlässlich der traditionsreichen Adventsfeier im KPH. Eltern, Angehörige und Freunde beider Einrichtungen wurden neben Kaffee und Kuchen mit dem Zirkusprojekt kulturell gut unterhalten. In dieser, eher familiären Atmosphäre konnten sich alle Artisten noch einmal mit allem Können erleben und einen ersten Abschied von dem gemeinsamen Jahr nehmen.
Im Februar 2016 wird es zum Abschluss ein Abendessen mit den erwachsenen Behinderten, den Kindern, den begleitenden Mitarbeitern und den Zirkuspädagogen geben. Damit ist ein Projekt abgeschlossen, das allen Beteiligten viel Freude bereitet hat.
Menschen, die sich so nie begegnet wären, haben sich kennen- und schätzen gelernt. Aus behinderten Erwachsenen und Kindern mit besonderem Förderbedarf wurde eine Gruppe von Menschen, einfach nur Menschen, die gezeigt haben, wie einfach es sein kann, sich von Mensch zu Mensch zu begegnen. Inklusiver und niederschwelliger kann Begegnung von Menschen nicht sein. Die Teilnehmer haben sich in ihren Fähigkeiten und ihrer jeweiligen Ausstrahlung, mit ihren Stärken und Grenzen erlebt und gelernt, Verständnis füreinander aufzubringen. Sie sind sich immer wieder in die Arme gefallen, wie es gute Freunde tun. Jeder Einzelne wird sich noch lange mit Freude an die Begegnungen erinnern. Das ist gelebte Inklusion.
Die schönste Aussage, wurde gleich am Kennenlern-Abend von einem Schüler formuliert. Am Ende des Abends im KPH, dem Wohnverbund für geistig behinderte Erwachsene, stellte er seiner Lehrerin die Frage: "Wo sind denn hier die Behinderten? Sie haben doch gesagt, wir treffen uns heute in einer Behinderteneinrichtung. Die sind wohl heute nicht da."