Caritasdirektorin Gaby Hagmans im Video
Am letzten Donnerstag hat in der Arbeitsrechtlichen Kommission im Deutschen Caritasverband, das ist eine autonome Struktur, die die tariflichen Fragen um die AVR entscheidet, eine Entscheidung getroffen zu dem allgemeingültigen Tarifvertrag Altenhilfe und es ist abschlägig entschieden worden. Das hat zu einer großen Empörung in der Öffentlichkeit geführt.
[ERGÄNZUNG - NICHT IM VIDEO] Wie steht die Frankfurter Caritas zur Entscheidung auf Bundesebene?
Wir sind der festen Überzeugung, dass Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Pflegekräfte nur im Rahmen einer umfassenden Reform des Systems verbessert werden können. Die aktuell diskutierte Entscheidung der Arbeitsrechtlichen Kommission zum Antrag auf einen allgemeinverbindlichen Tarif Altenpflege, war einer von vielen Wegen, um hier zum Ziel zu gelangen. Dass wir diesen Weg nicht gehen, hat die Arbeitsrechtliche Kommission eigenständig entschieden und gleichzeitig gilt sie für die gesamte Caritas. Die Entscheidungsfindung hätte ich mir anders gewünscht. Bei der Tragweite dieser Entscheidung und der Bedeutung für das sozialpolitische Engagement unseres Verbands, hätte dies niemals ohne einen gesamtverbandlichen Diskurs so entschieden werden dürfen.
Was hat das mit der Caritas in Frankfurt zu tun?
Erst einmal hat die Entscheidung mit uns nichts zu tun, weil wir auch weiterhin, und das wird auch in ganz Deutschland der Fall sein, die Pflegekräfte so gut bezahlen, wie wir sie bezahlen und wir zahlen weit über den Branchendurchschnitt. Was aber natürlich spürbar war, war auch diese Empörung, die in der Öffentlichkeit so ankam, als wenn man die Pflegekräfte jetzt nicht gut bezahlen wolle. Die trifft natürlich auch uns.
Die Caritas will ihre Pflegekräfte also nicht fair bezahlen?
Nein, auf keinen Fall. Ich habe eben schon gesagt, dass wir deutlich über den Branchendurchschnitt liegen. Die Tarife von Caritas, Diakonie und dem TVöD sind die drei höchsten Tarife, die wir im Markt für die Pflegekräfte haben. Dieser allgemeingültige Tarif sollte dazu dienen die Mitarbeiter*innen, gerade bei manchen privaten, die weit unter dem Durchschnitt liegen, nach oben zu ziehen. Und das haben wir immer gefordert in der Caritas und da setzen wir uns weiter für ein, dass auch das was wir im Rahmen der AVR oder der AVO zahlen sich noch weiter ausweitet, weil wir da deutlich Nachbesserungsbedarf sehen.
Was will die Caritas für die Pflege erreichen?
Wir wollen erreichen, dass sich der Pflegetarif weiterentwickelt. Wir haben in den letzten Jahren Tarifsteigerung dort erfahren, und dass sich diese überproportional auch weiterentwickeln damit die Pflegekräfte, wie übrigens auch andere, wie zum Beispiel Erzieher*innen, sich an Fachkräfte-Tarifen orientieren können. Das ist auch eine alte Forderung, die aus der Frauenpolitik kommt, weil das die Berufe sind, wo mehrheitlich Frauen arbeiten, dass dort eine Vergleichbarkeit der Tarife hergestellt wird. Angemessen der Bedeutung, die wir gerade unter der Corona-Pandemie nochmal erlebt haben, wie wichtig es ist gute Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu haben. Es ist notwendig tarifliche Steigerungen zu befördern, flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten zu können, eine gute Zusatzversorgung zu haben, damit auch im Alter die Menschen abgesichert bleiben, dass wir auch weiterhin an den Rahmenbedingungen der Arbeit arbeiten, um dort Verbesserungen anzuziehen. Das ist mir sehr wichtig.
Was können wir als Caritas Frankfurt tun?
Wir sind ja ein Ortscaritasverband, damit sind wir einer von vielen und wir nehmen Einfluss über unseren Diözesan-Caritasverband, aber auch über eigene Vertretungen und Gremien auf der Bundesebene, sodass wir auch mitwirken können an diesen Zielen. Wir sind da aber nicht alleine. Also ganz viele sozialpolitisch verantwortliche Vorstände und Geschäftsführungen in Deutschland bei caritativen Trägern teilen diese Zielsetzung und deswegen ist es umso bitterer, dass durch diese Entscheidung ein völlig anderer Eindruck entstanden ist.
Wie geht es jetzt weiter?
Jetzt wird es notwendig sein, dass wir auf der gesetzlichen Ebene, also der Bundesgesetzgeber muss jetzt tätig werden, weitere Maßnahmen erfolgen und dazu sollte er sicherlich alle Beteiligten mit an den Tisch holen. Dieser Antrag, der letzte Woche auf dem Tisch lag, ist ein Antrag von Verdi mit einem der Arbeitgeberverbände aus dem Bereich Pflege und es sollte mit allen Arbeitgebern und Arbeitnehmern diese tarifliche Frage entschieden werden. Und wenn da der Bundesgesetzgeber jetzt die leitende Rolle übernimmt, könnten wir das sehr unterstützen. So wird auch die Politik des Deutschen Caritasverbands sein, um dies auf Bundesebene zu befördern.