Wer hilft hier eigentlich wem?
"Last Christmas" säuselt aus den Lautsprecherboxen, es gibt Punsch und alle beugen sich konzentriert über die Backbleche. Ein nicht zu verachtender Berg Kokosmakronen liegt schon in der Küche des Konrad von Preysing Haus und ausgestochene Sterne und Tannenbäume werden aus dem Ofen geholt. Die Bäckerinnen und Bäcker haben ein gemeinsames Ziel: heute sollen möglichst viele Plätzchen gebacken werden. Diese werden von Ehrenamtlichen des Vereins AKIK an Weihnachten in Frankfurter Krankenhäuser an Kinder verteilt, die über die Feiertage in der Klinik bleiben müssen. Engagement für Andere? Check, erledigt! Aber schauen wir doch mal genauer hin:
Inga steht etwas planlos vor einem Blech. "Verzieren sollst Du die Plätzchen!" erklärt ihr Wal-ter, der neben ihr steht und rollt ein wenig genervt die Augen. "Du musst es ihr zeigen, dann versteht sie dich", ruft Linda Eidt aus dem Hintergrund. Sie ist sozialpädagogische Betreuerin und seit einiger Zeit begleitet sie Walter, der trotz seiner geistigen Behinderung mit Lindas Hilfe in einer eigenen Wohnung leben kann. Walter schaltet schnell, greift sich die Scho-kostreusel und auch Inga, die in einer stationären Wohngruppe betreut wird, kapiert und macht mit -Dank Walters Unterstützung.
Als Alexandra Leismann, die auch im Konrad von Preysing Haus arbeitet, die Bewohner und Bewohnerinnen vor ein paar Wochen fragte, ob sie Weihnachtsplätzchen backen wollen, war die Reaktion erst verhalten. "Als dann aber klar war, dass wir Plätzchen für kranke Kinder backen, wollten viele mitmachen und sich engagieren", berichtet Linda Eidt. Helfen scheint auch denen Spaß zu machen, die selber schon mal Unterstützung brauchen. Das Backen eignet sich dafür besonders gut, denn es bietet vom Rezept lesen übers Kneten bis zum Verpacken für jeden eine geeignete Aufgabe.
Niko sitzt einen Tisch weiter und hilft beim Makronen formen. Er kam über youngcaritas zur Backaktion. Als Student mit Nebenjob hat er keine Zeit, sich langfristig regelmäßig sozial zu engagieren. Einen Backnachmittag lässt der volle Stundenplan jedoch zu. Handwerklich be-gabt ist er nicht, sagt Niko über sich selber, aber wenn man ihm zeigt, wies geht, macht er mit. Da hat er schon etwas gemeinsam mit Inga und auch seine Makronen können sich nach ein paar Versuchen sehen lassen.
Dass jeder Mensch Talente und Stärken hat, davon sind Dirk Wenzel und Noemi Barrawasser überzeugt. Beide begleiten und beraten junge Ehrenamtliche im Caritasverband. Dafür schauen sie gerne über den Tellerrand und interpretieren Ehrenamt auch schon mal neu. So kam es auch zur Plätzchenbackaktion mit und ohne Handicap.
"Auf diese Weise nehmen wir Menschen ernst. Wer immer nur zu hören bekommt, dass er Hilfe braucht, kommt oft gar nicht auf die Idee, dass man auch selber etwas geben könnte", erzählt Dirk Wenzel. "Das ist aber Quatsch, jeder kann sich in unsere Gesellschaft positiv einbringen. Man muss nur Topf und Deckel sinnvoll zusammenbringen." In diesem Fall ist das gut gelungen, als alle nach dem Backen auseinandergehen. So viele leckere Plätzchen wurden produziert, dass jeder mindestens eine Tüte für sich selber mit nach Hause nehmen kann -in die eigenen vier Wände, ins betreute Wohnen oder in die stationäre Wohngruppe im Konrad von Preysing Haus.
youngcaritas unterstützt alle, die noch nicht wissen welcher Topf auf welchen Deckel passt.
Informationen und Kontakt findet man hier.