Gesucht: Ein neues Zuhause
Werner Z. öffnet die Türe zu seinem Mietshaus im Frankfurter Westen auf. Seit Anfang 2017 ist James K. sein Mieter. Der junge Mann hatte zuvor monatelang auf der Straße gelebt oder bei Freunden übernachtet. Über eine Beratung für Wohnungslose fand er Zugang zum Projekt "Wohnraumhilfe" und schließlich zur Wohnung von Werner Z.
Dieser erklärt seine Beweggründe: "Mir wurde klar, dass ich einem Menschen eine zweite Chance geben kann. Deshalb vermiete ich bewusst für einen guten Zweck. Egal, was im Leben schief gelaufen ist, ohne eigene Wohnung kommt man nicht wieder auf die Beine".
Vermieter/-innen, die mit dem Caritasverband kooperieren, wissen, dass sie mit anderen Mietern höhere Preise erzielen könnten. Die Mietpreisentwicklung in Frankfurt zeigt schließlich nach oben. Doch für sie wiegt die Erfahrung, einem Menschen zu helfen, schwerer.
So wie Werner Z. haben weitere 25 Frankfurter Bürger/-innen sowie Kirchengemeinden und Wohnungsbaugesellschaften entschieden, Wohnraum an Flüchtlinge und Wohnungslose zu vermieten. Neben dem guten Gefühl bietet ihnen das Projekt "Wohnraumhilfe" handfeste Vorteile: Die Finanzierung der Miete ist gesichert. Ein Mitarbeiter unterstützt die Mieter bei der Lebensführung.
"Viele Menschen müssen erst lernen, wie man wohnt. Wir besprechen deshalb die finanzielle Seite des Wohnens und erklären, wie man die Heizung entlüftet oder den Brandmelder wartet. Familien helfen wir dabei, Kinderbetreuungs- oder Schulplätze zu finden", erläutert Heinz Klieber, Leiter der "Wohnraumhilfe".
Seit dem Beginn des Projekts fanden ca. 90 Erwachsene und ca. 80 Kinder ein neues zu Hause. Sie müssen nun nicht mehr in Turnhallen ohne Privatsphäre leben oder sich als Dauergast bei Freunden einquartieren. Heinz Klieber und sein Team suchen weiterhin nach geeignetem Wohnraum: "Normale Mietwohnungen sind natürlich das Einfachste. Wir haben allerdings auch nicht genutzte Kindergärten oder Gemeindesäle so umgebaut, dass sie als Wohnraum nutzbar sind".