"Ich habe aus der Coronapandemie durchaus auch positive Sachen gelernt", betonte Ministerin Stolz während ihres Besuchs. "Durch diese digitalen Formate erreicht man tatsächlich Menschen, die man im direkten Kontakt gar nicht so kennenlernt." Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es ist, mit mehreren Methoden tätig zu sein und möglichst niederschwellige Zugänge zu schaffen.
Mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Online-Beratung
Anke Urner, die bereits seit 2004 in der Schwangerenberatung tätig ist und am Konzept "Blended Counseling" mitgewirkt hat, demonstrierte der Ministerin die praktische Umsetzung: "Außer an den Wochenenden melden wir uns bei den Ratsuchenden innerhalb von 24 Stunden." Das System ermöglicht es ratsuchenden Frauen, sich mit ihrem persönlichen Passwort direkt bei ihrer Beraterin anzumelden. Das Verfahren schafft Vertrauen und baut Sicherheit auf.
Hilfe in extremen Notlagen
Besonders eindrucksvoll schilderte Urner einen aktuellen Fall: Eine Frau, die massive häusliche Gewalt erlebt und mit ihrem zehn Monate alten Baby das Haus nicht verlassen darf, fand über die Online-Plattform Hilfe. "Seitdem bin ich mit ihr im Kontakt und kann ihr verschiedene Informationen geben und sie über ihre Rechte als Frau aufklären", berichtete die erfahrene Beraterin.
Flexible Beratungsformate für unterschiedliche Bedürfnisse
Das "Blended Counseling" bietet verschiedene Kommunikationswege:
- Asynchrone Beratung mit zeitversetzten Antworten
- Synchrone Chat-Gespräche in Echtzeit
- Videoberatung für persönlicheren Kontakt
- Sichere Dokumentenübertragung
"Für den einen ist der direkte Kontakt wichtig, aber der andere möchte vielleicht erstmal anonym chatten", erläuterte die Ministerin. "Es ist einfach gut, dass es viele Lösungen gibt und nicht nur eine."
Erfolgreiche Zusammenarbeit über Diözesengrenzen hinweg
Christine Lühn erklärte die Entstehungsgeschichte: "Blended Counseling haben wir mit drei Diözesen erarbeitet - Fulda, Mainz und Limburg." Was vor 20 Jahren mit geteilten Zeitslots begann, entwickelte sich während der Pandemie zu einem unverzichtbaren Beratungsangebot. Das Projekt wurde 2022 als Landesprojekt über zwei Jahre gefördert.
Besondere Zielgruppen profitieren
Auch Friederike Milicevic, die jüngste Mitarbeiterin im fünfköpfigen Beraterinnenteam, berichtete von einem besonderen Fall: "Ich hatte eine Dreizehnjährige, die mich in der großen Schulpause angerufen hat, weil sie schwanger war." Gerade für junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund sei das Internet ein vertrautes Kommunikationsmittel. "Als die Pause vorbei war, konnte ich das Mädchen mit den wichtigsten Adressen versorgen."
Dank an Unterstützer
Gaby Hagmans vom örtlichen Caritasverband betonte die Bedeutung eines persönlichen Besuchs: "Es ist unglaublich wertvoll, wenn eine Ministerin sich von der Praxis vor Ort überzeugt, um gute politische Rahmenbedingungen schaffen zu können." Das "Blended Counseling"-Konzept soll auch in anderen Beratungsfeldern wie Schuldner- und Erziehungsberatung Anwendung finden und damit die Beratungslandschaft nachhaltig modernisieren. Der Dank der Einrichtung gilt dem Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation sowie dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege für die Förderung des wegweisenden Projekts.