Von der Spiel- und Lernstube zum Hilfenetz: die Wurzeln des Erfolgsmodells reichen weit zurück. Bereits seit den 1970er Jahren arbeiten die Caritas Frankfurt und die katholische Gemeinde St. Johannes Apostel eng zusammen. Damals entstand aus der Betreuung von Kindern der Siedlung Engelsruhe, die besondere Förderung benötigten, die "Spiel- und Lernstube". 1992 wurde die erste Stelle für Gemeinwesenarbeit eingerichtet, 1997 folgte die ehrenamtliche Sozialberatung (damals "Allgemeine Lebensberatung").
"Wir haben damals das erste Hilfenetz in Frankfurt gegründet", erinnert sich Margarete Dietrich, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hilfenetzes Unterliederbach. Sie ist wie ihre Kollegin Elisabeth Lay fast von Anfang an mit dabei. Die Gründer hatten eine klare Vision: "Alltagshilfen für ältere Menschen schaffen und gleichzeitig Zuverdienstmöglichkeiten für Menschen mit geringem Einkommen bieten."
Brücken bauen über die Königsteiner Straße
Ein besonderer Erfolg des Hilfenetzes liegt in seiner verbindenden Wirkung: Die Königsteiner Straße teilte Unterliederbach lange in zwei Welten - den "guten" Westen und den "schlechten" Osten. Das Hilfenetz durchbrach diese Barrieren, indem Helfende aus dem östlichen Stadtteil, oft mit Migrationshintergrund, bei deutschen Kund*innen im westlichen Teil eingesetzt wurden.
"Es war zunächst schwierig, weil die Leute glaubten, dass diese Hilfen nur für Katholiken angeboten wurde", berichtet Markus Haas, der einzige hauptamtliche Mitarbeiter im Hilfenetz Unterliederbach. "Wir sind hier ökumenisch vernetzt mit den evangelischen Christen." Heute arbeitet das Hilfenetz erfolgreich mit der Diakonie zusammen und steht allen Bürgern offen - unabhängig von Konfession oder Herkunft. Das Hilfenetz hilft Senior*innen, kranken Menschen und Menschen mit Teilhabeeinschränkungen, alltägliche Aufgaben besser zu bewältigen.
Zahlen, die sprechen
Aktuell vermittelt das Hilfenetz rund 90 Kunden an etwa 60 aktive Helfer. Die Palette der Dienstleistungen reicht von Haushalts- und Gartenarbeit über Einkäufe bis hin zur Begleitung zu Ärzten. Dabei gilt die Regel: Maximal 20 Stunden im Monat pro Helfer, um die steuerfreie Grenze von 3.000 Euro jährlich nicht zu überschreiten.
Besonders wichtig ist den Verantwortlichen die Barauszahlung der Helfer - ein Service, der gerade für Menschen ohne eigenes Bankkonto oder in schwierigen familiären Verhältnissen von großer Bedeutung ist.
Mehr als nur Dienstleistung
"Es ist wirklich großes Vertrauen da", betont Haas. Das Hilfenetz ist längst mehr als eine reine Vermittlungsstelle geworden. Die enge Betreuung durch Hauptamtliche wie Haas, der in mehreren Hilfenetzen tätig ist, sorgt für Qualität und Sicherheit. Wenn beispielsweise Helfer bei einem Hausbesuch niemanden antreffen, melden sie das sofort. "Das gibt den alleinlebenden, älteren Menschen das Gefühl nicht alleine zu sein, sollte einmal ein Notfall eintreten", erklärt Haas.
Blick nach vorn
2012 wurde die Verwaltung komplett an die Caritas übergeben, was die ehrenamtlichen Strukturen von bürokratischen Lasten befreite. Heute ist das Hilfenetz Unterliederbach Vorbild für andere Stadtteile: Die Erfahrungen flossen in die Gründung weiterer Hilfenetze in Goldstein-Schwanheim und Sachsenhausen ein.
"Wir sind wirklich aus der Gemeinde entstanden. Das schafft natürlich auch Vertrauen", fasst Margarete Dietrich zusammen. Nach 25 Jahren ist das Hilfenetz nicht nur ein fester Bestandteil des Stadtteils geworden, sondern auch ein Beweis dafür, dass gelebte Nachbarschaftshilfe Barrieren überwindet und Gemeinschaft stärkt.