Ein zentrales Symbol dieser Kampagne ist die rote Tür - sie steht für Offenheit, Solidarität und konkrete Hilfe. Anja Wienand, Leiterin der Einrichtung, öffnete feierlich die rote Kampagnentür und begrüßte gemeinsam mit Caritasdirektorin Gaby Hagmans und Diakoniepfarrer Markus Eisele, theologischer Geschäftsführer im Evangelischen Regionalverband, zahlreiche Gäste, Förderer und Pressevertreter. "Wir sind da, rund um die Uhr für Menschen in Not", sagte Anja Wienand zur Begrüßung. Die Frankfurter Bahnhofsmission ist 365 Tage im Jahr geöffnet, 24 Stunden rund um die Uhr. Täglich suchen zwischen 450 und 500 Gäste die Einrichtung auf. Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen und mit verschiedenen Bedürfnissen.
Von der Reisehilfe zur zentralen Anlaufstelle
Was die Frankfurter Bahnhofsmission besonders auszeichnet, erläuterte Caritasdirektorin Gaby Hagmans: "Wir haben hier mit der Bahnhofsmission einen Anlaufpunkt, der in den letzten Jahren weit über das Angebot für Reisende am Bahnhof hinausgegangen ist." Diese Entwicklung nahm 2015 ihren Anfang, als zunehmend Menschen zur Bahnhofsmission kamen, die generell Zugang ins Frankfurter Hilfesystem suchten.
Die wirksame Arbeit der Einrichtung führte dazu, dass die Bahnhofsmission zu Beginn des Ukraine-Krieges von der Stadt Frankfurt den Auftrag erhielt, als Clearingstelle für alle Geflüchteten aus der Ukraine zu fungieren. "Das waren über 230.000 Menschen, die seit 2022 über diesen Weg den Weg in die Bahnhofsmission gefunden haben", berichtete Hagmans.
Ringen um bessere städtische Förderung
Die erweiterten Aufgaben haben allerdings auch finanzielle Konsequenzen. "Wir ringen gerade darum, dass wir von der Stadt Frankfurt, von der Stadtverordnetenversammlung, etwas mehr Geld bekommen, weil wir im Augenblick sehr viel Eigenmittel in die Bahnhofsmission investieren müssen, was unsere beiden Verbände, Caritas und Diakonie, sehr stark belastet", so Hagmans. Mit der besonderen Rolle und Funktion der Bahnhofsmission werbe man derzeit für eine verbesserte städtische Förderung. Diakoniepfarrer Markus Eisele appellierte: "Für die Bahnhofsmission gibt es ein Anliegen: Spenden Sie dafür! Nur mit diesen Spenden ist es möglich, die Einrichtung zu unterhalten."
Türen öffnen - das Motto wird hier gelebt
Das Kampagnenmotto der Caritas "Caritas öffnet Türen" gelte in besonderem Maße für die Bahnhofsmission, betonte Hagmans. "Türen öffnen ist an keinem Ort so sinnfällig wie am Bahnhof. Da kommen Menschen aus allen Himmelsrichtungen, aus ganz unterschiedlichen Motiven, mit sehr unterschiedlichen Zielen, und für viele von ihnen können wir in den Bahnhofsmissionen da sein."
Besonders würdigte die Caritasdirektorin die Arbeit der Mitarbeiter*innen, neben 11 Hauptamtlichen, auch 45 Ehrenamtliche: "Vielen ist gar nicht so bekannt, dass der allergrößte Teil der Arbeit in der Bahnhofsmission von Ehrenamtlichen geleistet wird, die sich mit einer großen Selbstverständlichkeit und aus ihrer inneren Haltung heraus engagieren."
Ein Netz, das uns gemeinsam trägt
Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa griff diesen Gedanken auf: "Wie ich aus vielen Besuchen weiß, sind es ja häufig Menschen, die selbst schon ein ganzes Päckchen in ihrem Leben tragen mussten. Aus dieser Erfahrung heraus, dass ihnen selbst geholfen wurde, sagen sie dann: Hier kann ich auch selber helfen."
Mit Blick auf die aktuelle politische Debatte betonte Welskop-Deffaa: "Unser christliches Verständnis vom sozialen Staat ist ein Sozialstaat für alle, für den alle gemeinsam Verantwortung tragen. Jeder von uns kann im Leben in Situationen hineingeraten, wo man auf Hilfe angewiesen ist."
"Mit unserer sozialen Arbeit, mit unserem Sozialstaat machen wir nicht etwas nur für die vermeintlich anderen, sondern wir spannen ein Netz aus, das uns gemeinsam trägt", so die Caritaspräsidentin. "Und deswegen hat dann auch jeder und jede von uns in der Zeit, wo es uns gut geht, die Verantwortung, das Netz stark zu halten."
Rundgang durch die Einrichtung
Daniel Moddelmog, stellvertretender Einrichtungsleiter, führte die Besuchergruppe abschließend noch durch die aktuellen Übergangscontainer gegenüber von Gleis 24. "Wir befinden uns hier im Gastraum. Hier gibt es eine Geschlechtertrennung, deswegen haben wir einen Tresen in der Mitte", erklärte er. Es gebe auch zwei separate Eingänge für Männer und Frauen. "Nach der Historie der Bahnhofsmission ist diese ein ganz wichtiger Schutzraum, insbesondere für Frauen." Ein Notapartment wird speziell freigehalten für Frauen nach akuten Gewaltsituationen, die teils von der Polizei gebracht werden, oder für Menschen in psychischen Ausnahmesituationen. "Das heißt, wir sind keine klassische Übernachtungsstätte", stellte Moddelmog klar. Weil man sehr eng mit den anderen Akteur*innen im Hilfssystem zusammenarbeite, wolle man die Menschen nach einem warmen Kaffee dazu motivieren, andere Anlaufstellen aufzusuchen. "Die eigentlichen Fachkräfte sind die Kolleg*innen aus der Wohnungslosenhilfe oder aus der Drogenhilfe."
Rückkehr in die Stammräume
Am 11. November kehrt die Bahnhofsmission in ihre alten Räumlichkeiten am Gleis 1 zurück. Dort wird es dann auch wieder eine Dusche im Sanitärbereich geben sowie einen Andachtsraum, den "Raum der Stille", der immer gut von den Gästen frequentiert wird.
Caritaspräsidentin Welskop-Deffaa fasste zusammen: "Die Bahnhofsmission ist der Ort am Bahnhof, wo die Menschen zuallererst ankommen und eine helfende Hand brauchen. Die Bahnhofsmission steht für diese Hilfe, für diese offene Tür, wo wirklich jeder kommen kann. Diese Art von Angeboten verlässlich zu erhalten, auch besser zu finanzieren und im Sozialraum Bahnhof zu vernetzen - das für uns als Caritas ein Herzensanliegen."